Vipassana

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Es ist fast 06:30 morgens. Benommen trete ich aus der Meditationshalle, es ist kalt, man kann den Atem sehen. Gleich gibt es Frühstück.

Szenenwechsel: Irgendwann nachmittags. In der kurzen Pause zwischen den Einheiten trete ich raus an die frische Luft, es ist immer noch kalt, meine Augen blinzeln irritiert in das helle Licht. Da jetzt schon seit mehreren Tagen über 10 Stunden am Tag mit geschlossenen Augen meditiert wird, reagieren meine Augen empfindlich auf Tageslicht. Ich fühle mich innen wunderbar sauber, das Essen ist vegetarisch und es gibt nur zwei Mahlzeiten täglich, und mein Geist ist ungewohnt rein. Kaum störende Gedanken, als würde ich nur noch auf einer Ebene denken.

Das erste Mal habe ich vor 10 Jahren von Vipassana gehört. Ich wusste, es handelt sich um eine Meditationsform. Aber was genau da gemacht wurde? Keine Ahnung.

Dann erzählte mir ein Freund, der regelmäßig Seminare besucht, vor einigen Jahren näheres. Bei den Seminaren handelt es sich um 10tägige Schweigeseminare, in denen täglich 14 Stunden meditiert wird. Jeder Tag ist strikt durchstrukturiert, morgens um 4.30 Uhr wird gegongt, abends um 21.30 ist Bettruhe. Zweimal täglich Mahlzeiten, nachmittags nochmal Tee und Obst und abends ein Vortrag, in dem man Hintergründe der Technik erfährt und auf Hindernisse eingegangen wird.

Da ich mich schon immer für körperliche und geistige Herausforderungen interessiert habe, wollte ich natürlich unbedingt an einem Seminar teilnehmen. Gleichzeitig war mir klar, dass es sich dabei um kein Zuckerschlecken handelt und ich durchaus an meine Grenzen kommen könnte. Also musste noch der richtige Zeitpunkt her, an dem ich mich endlich dazu bereit empfand, 10 Tage lang zu schweigen und zu meditieren.

Als letzte Herausforderung kam dann noch die Anmeldung auf mich zu, hier in Deutschland sind die Seminare so beliebt, dass schon kurz nach Öffnung der Anmeldung alles schon voll ist. Ich hab mir den Start der Anmeldung tatsächlich in meinen Terminkalender eingetragen und so einen der beliebten knapp 40 Plätze für Frauen ergattert!

An einem sonnigen Januartag ging es dann endlich auf nach Triebel in Sachsen, 3 Autostunden von Berlin entfernt.

Die Einführung funktioniert Reibungslos, ankommen, Anmeldebogen ausfüllen, Mobiltelefon und Wertsachen abgeben, Zimmer beziehen und einen Blick auf die ausgehängten Infos werfen. Die Unterbringung erfolgt in 2-3 Bettzimmern und es wird darauf geachtet, dass die Zimmergenossen ungefähr im gleichen Alter sind und so sozusagen zueinander passen.

Was darauf folgt, sind 10 Tage in Ruhe und Stille, ich bin alleine mit mir und meinen Gedanken und was ich da so erlebe und denke, ist nicht immer angenehm. Die Knochen schmerzen vom vielen Sitzen, auch das ist Teil der Vipassana-Technik nach S. N. Goenka, an die man Schritt für Schritt herangeführt wird.

Für mich wurde es mit keinem Tag einfacher, auch an Tag 8 habe ich noch gedacht „oje, noch 2 Tage“, statt wie erwartet zu denken „jippieh, nur noch 2 Tage!!“. Kurz, diese 10 Tage waren ziemlich hart und intensiv, und doch würde ich es wieder tun. Nicht immer und nicht jederzeit und diesmal bei wärmeren Temperaturen, damit das ständige Jacke an, Jacke aus wegfällt.

Kurz, ich werde berichten, sobald ich wieder einen Platz in einem der angebotenen Kurse bekommen kann!!

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